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Lower East Side

Lower East Side

Von am 1. Mai 2012 in angesehen, new york | 0 comments

Der erste Tag ohne die Trapps kann ja wohl nur so aussehen, dachte ich heute Morgen und entschied, dass ein tief hängender grauer Dunst genau das richtige für meinen Besuch des 9/11Memorial ist.
Nach dem Sicherheitscheck trat ich auf des von Baustellen umgebene Gelände und merkte, das Wetter ändert sich… Und nachweiteren zehn Minuten war der Himmel zu sehen und die Sonne ließ die Wasserfälle funkeln. Da stand ich nun und lehnte mich wie die anderen auf die Namen und blickte in die Tiefe. Und ja, ich finde es ist genau richtig so, wie es ist. Schon aus der Ferne, also von Deutschland aus durch das TV, fand ich die visuelle Metapher sehr schön, und nun fiel mir noch etwas anderes auf. Durch das immer gleiche Rauschen des Wassers entsteht eine ganz natürliche Stille, die es sonst an diesem Ort niemals hätte geben können, mitten in Manhattan.
Noch ein anderes Symbol steht dort: Der Survivor Tree. Diesen Baum fand man damals unter den Trümmern des WTC. Man brachte ihn in einen Park um päppelte ihn wieder auf. Jetzt steht er zwischen 400 Eichen, gestützt durch Seile, und ist sicherlich über drei Meter, ups, zehn Füße hoch, und die Menschen bleiben vor ihm stehen und bewundern und ehren ihn… und sie fotografieren sich gegenseitig vor ihm, klar. Aber auch das berührt positiv.
Ehrung sieht eben nicht immer gleich aus. Es gibt Völker, die sich ihm weinend und wehklagend zu Wurzeln werfen würden, und andere, die ihn so lange mit Räucherstäbchen dichtnebeln würden, bis er endgültig einginge. Und würden wir das besser verstehen? Es erinnert mich an kletternde Kinder im Stelenfeld in Berlin. Echte Trauer werden immer nur die Betroffenen empfinden. Die kollektive Moral, die gemeinsame Empfindung bleibt ein Konstrukt.
Danach war Schlendern angesagt, im Hudson Park. Leute, wer in New York einfach mal in Ruhe schlendern möchte, ist da genau richtig. Das Wasser, die Bänke auf der Promenade, die Joggenden und Picknickenden, die spielenden Kinder und knutschenden Liebespaare. Hier am östlichen Rande Manhattans, in der kühlen Brise des Hudson River destilliert all das Güte der ganzen Stadt, hochgehalten von der in der Ferne im Dunst stehenden Lady Liberty.

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