Die AKN Richtung Neumünster ist ein lautes kleines Ungetüm. Sie ruckelt und zittert nervös, bevor sie hält an den Stationen, und laut heult sie auf, als wär’s das Letzte Mal, wenn es wieder losgehen soll. Am frühen Morgen saß ich in einem ihrer Waggons und wie immer, wenn eine Landschaft an mir vorüber zieht, dachte
ich über einiges nach, vor allem, warum ich manchmal von einem Tag auf den anderen unglücklich bin, obwohl sich eigentlich nichts geändert hat. Stück für Stück rief ich mir die derzeitigen Umstände meines Lebens ins Hirn, teilte sie in GUT und SCHLECHT ein und in NEU und ALT. Ich merkte, dass es mir schon etwas besser ging, worüber ich natürlich wiederum nachdachte. Ich kam auf dies: Mein Glück ist tatsächlich nur eine Empfindung, kein Zustand, wie ich immer dachte. Und eine Empfindung ist immer endlich, weil ihr Reiz auf mich verklingt, einfach nicht lange anhalten kann. Je nachdem, wie stark die Empfindung ist, kann ich sie wieder aufrufen, wenn ich mich nur gut genug an ihren Auslöser erinnere. Das ist nicht immer ratsam, zum Beispiel wenn dieser Auslöser nicht mehr vorhanden ist, sich vielleicht sogar ins Gegenteil verkehrt hat und ich mir noch keinen gesunden Abstand erarbeitet habe.
Unser Glück ist also immer vorhanden, es umgibt uns, mal geht es voraus, mal trottet es hinter uns her und oft genug läuft es neben uns, hält womöglich sogar unsere Hand und so, wie wir es mit der/dem Geliebten tun würden, sollten wir ab und zu das Tempo verringern, vielleicht sogar stehen bleiben, uns ihm zuwenden, ihm in die Augen sehen und es anlächeln, ihm unsere Freude über seine Anwesenheit zeigen. Unser Glück und auch wir werden uns sogleich besser fühlen.