Weißt Du, wir Menschen sind eigenartige Geschöpfe; sobald wir uns etwas nicht erklären können, brauchen wir ein Ritual, um damit zurecht zu kommen. Und weil ich auch so ein eigenartiger Mensch bin und weil ich keinen Garten habe und an keinem Grab stehen darf, habe ich Deinen leeren Katzenkorb mitten in der Nacht bei Zwei Grad über Null durch Hamburg getragen und weil ich der Meinung bin, dass ein Nachruf deshalb Nachruf heißt, weil er gehört werden soll, wird Deiner im Internet stehen. Hier:
Liebe Freunde. Tapsie, eine wunderschöne schwarze Katze mit grünen Augen, mit der ich seit meiner Teenagerzeit zusammen leben durfte, ist heute um vier Uhr auf meinem Schoß zum Letzten Mal eingeschlafen. Weil eine Niere sowieso zu klein und die andere viel zu alt war, hatte wohl schon vor langer Zeit eine Vergiftung ihres Körpers eingesetzt, die nun nicht mehr repariert werden konnte.
Mein lieber Schatz. Vor mir, hinter dem Fenster, graut der Morgen. Auf dem Fensterbrett, neben Deinem Platz, habe ich eine Kerze angezündet. Du hast mir mal eine lebendige Maus ins Haus gebracht. Wenn ich Deinen Nacken kraulte, hast Du in die Luft geleckt, wenn ich aus der Dusche kam, bist Du mir übermütig ans Bein gesprungen und wenn ich krank war, hast Du den ganzen Tag unter der Bettdecke zwischen meinen Füßen gelegen. Fünfzehn Jahre lang warst Du mir das, was niemand sonst hätte sein können. Die Körper, in denen unsere Seelen hausen, sind schon eine tolle Sache. Sie können viel und in ihnen Stecken Organe, die ganz erstaunliches Leisten. Aber schließlich liegen sie hinter unseren Seelen weit zurück und können ihnen doch nur für eine kurze Zeit von Nutzen sein. Die Zeit Deines Körpers war gekommen und nun bist Du frei, ohne Schmerzen. Das ist wunderbar so. Dass ich zurückbleibe, ist nur eine Nebenwirkung, die Trauer entspringt dem Egoismus. Den werde ich jetzt überwinden, so schnell es geht, damit Dein Platz in meinem Herzen wieder gemütlich wird, voller Frieden. Ich danke Dir! Der Blick in Deine gütigen Augen hat mir eine Kraft gegeben und eine Gelassenheit der Welt gegenüber, die mich immer begleiten werden, gemeinsam mit der Erinnerung an das wunderschöne Leben, dass Du mit mir teiltest.
8 Kommentare
Lieber Arne,
es ist immer wieder erstaunlich. Da möchte man etwas Aufbauendes sagen und es fehlen einem schlicht die Worte. Um so mehr bewundere ich deine Fähigkeit selbst so traurige Momente in Worte zu fassen, dass man sich ein Lächeln der Erinnerung nicht verkneifen kann.
Viele Grüße
Tom
Oh Mann. Das tut mir sehr leid. Ich hoffe, du hast dich nicht erkältet bei dem Spaziergang.
Wir sind vom gleichen Stoff,
aus dem die Träume sind
und unser kurzes Leben ist eingebettet
in einen langen Schlaf.
William Shakespeare
Liebe Tapsie,
auch wir zünden eine Kerze für dich an und schicken einen “Bürstenstreicher” zum Abschied ins Universum.
Wir bedanken uns für die süßen “ankuschler” und frechen “anmauzer” wenn du mal wieder mit der Bürste ein Rendevouz halten wolltest und natürlich die viele freude
die du uns geschenkt hast.
Du bist in unserem Herzen.
Nyuki & Schnute
Danke! Ich danke Euch sehr. Befinde mich noch in einer Blase und melde mich in den nächsten Tagen.
Was man tief in seinem Herzen besitzt,
kann man nicht durch den Tod verlieren.
(goethe)
Sie wird in deinen Gedanken sein und
du kannst dich an sie erinnern, auch in
20 Jahren noch.
ich weiß nicht was ich schreiben soll…
Ich kannte Tapsie zwar nicht, aber ich weiß wie es ist, wenn man nach so langer Zeit einen Freund über die Regenbogenbrücke gehen lassen muss… wahrscheinlich sitzt Tapsie jetzt neben meinem Blacky an Benders (Hund meiner Freundin) Gänsekeulenimbissbude und lässt es sich gutgehen.
Bin in Gedanken bei dir
Liebster Arne,
wie stolz war ich,als sie diesen einen Morgen unter meine Decke gekrochen kam. Weißt Du noch?
Sie hatte es so gut bei Dir.
Viel Kraft wünschen Dir Deine Berliner