Vielleicht hat es einmal eine liebe alte Oma gegeben, die nur zu gern in ihrem Ohrensessel ausgestreckt, Bein hoch auf einem kleinen Schemel, saß, den Enkel auf dem Schoß, vor einem leise knisternden Kaminfeuer. Mit ruhiger Stimme erzählte sie Märchen und Geschichten aus ihrem Leben und erst wenn sie fertig war, merkte sie, dass der Junge längst schlief.
Irgendwann starb diese Großmutter, und aus ihren Herzklappen wuchsen, ganz langsam und in wundervoller unbemerkter Stille, die Stimmbänder von Norah Jones.
Heute abend ist sie mein Trost. Nein, ich bin nicht traurig, nicht mehr richtig. Unsicher, ja. Verwirrt, auf jeden Fall. Melancholisch, sowieso. Auf dem Wege der Besserung, muss ja, wird schon, was uns nicht tötet, macht uns härter, oder besser, stärker, aber womöglich beides. Wenn es die Trauer ist, die uns erwachsen macht, ist es das, was ich an ihr hasse. Diese eigenartige Ernsthaftigkeit der die Tränen wegwischenden Hand, das dumpfe Nicken des sich-fügenden Kopfes. Darf man es leid sein?