Es war schon auch Wehmut dabei, als mein Koffer gepackt war und Michela, Luca und ich uns vor dem Haus zu einem Abschiedsfoto versammelten. Die beiden sind mir in unserer gemeinsamen Woche wirklich ans Herz gewachsen. Unsere gemeinsamen Abende vor dem Fernseher mit Thai-Essen und die Gespräche bis 2 Uhr morgends, wenn Luca mal ein englisches Wort nicht richtig aussprach und Michela ihn verbesserte und dabei mit den Augen rollte…
Aber nun sitze ich hier, und einige werden mich vielleicht gleich hassen, aber das Foto zeigt genau das, was ich gerade sehe. Und es kommt noch besser: Ich sitze draußen, und die Tür hinter mir führt direkt in mein Schlafzimmer. Ab und zu rumpelt eine Subway an mir vorbei über die Williamsburgbridge…. Also, es ist, genau das Gegenteil von Queens, überhaupt nicht ruhig, aber mal ehrlich, das ist der New Yorker Puls, wie er schlägt, und wer Ruhe sucht, soll in den Harz fahren. Ich fühle mich gerade, wie ein Fisch im Wasser.
Als ich gestern an der Station Marcy Avenue ausstieg und mit meinem Koffer den Broadway entlang schlenderte, überfiel mich das eigenartige Gefühl, in dem Moment erst anzukommen. Und eigentlich war das ja auch so. Ich stand am Anfang eines neuen Abschnitts dieser unglaublichen Zeit. Auf einmal wurde mir klar, wo das hinführen würde. Am Ende, nachdem ich in NY an drei verschiedenen Orten gelebt habe, würde mir die Zeit in dieser Stadt viel länger vorkommen, als sie eigentlich war. Natürlich ist es unbequem, zwischendurch packen und umziehen zu müssen… aber jedes Mal, nach einer Reise, denkt man doch, misst, das war viel zu schnell vorbei, viel zu kurz. Meine Chancen, dass es bei mir nicht so sein wird, stehen also gar nicht so schlecht. Vielleicht bleibt aber auch die Erkenntnis, dass jede Zeit in New York zu kurz ist, es sei denn, man zieht hierher… Ich denke, es wären nur Menschen, die ich vermissen würde, Familie und Freunde. Ich schicke Euch meine liebsten, von der Freude des Abenteuers erfüllten Gedanken und den Wunsch, ihr könntet jetzt alle hier sein, mit einem Bierchen neben mir, mit Blick auf den East River.
