Navigation Menu

Da liegt er also wieder vor mir, der neue Roman, der mir schon so alt vorkommt (obwohl er noch gar nicht fertig ist), weil ich schon vor ungefär sieben Jahren den ersten Teil geschrieben habe. Die Idee wurde durch einen Gedanken ausgelöst, der mir in der Fußgängerzone kam: Wenn es viel weniger Menschen auf der Welt gäbe, würden wir uns wohl jedes Mal begrüßen und nicht einfach aneinander vorbeilaufen. Wenn es nur einige tausend Menschen auf der Welt gäbe, wäre auch ein zufälliges Treffen etwas ganz besonderes, aufgeregt würden wir uns begutachten und ein Gespräch anfangen. Jeder Mensch, den wir träfen, hätte eine nachhaltige Auswirkung auf unser Leben.
Diesen Gedanken führte ich als ein bisschen spazieren. Er wuchs, veränderte sich: Kommt es nicht vielleicht auch so vor, dass wir unsere Leben gegenseitig beeinflussen und dass wir es nur oft nicht mitbekommen? Eben, weil wir aneinander vorbeigehen, ist uns unser Einfluss vielleicht nur nicht bewusst?
Was wäre nun, wenn ich einen Roman schriebe, in dem genau das an die Oberfläche gerät? In dem der Leser nicht, wie üblich, eine Person folgt, sondern einer Art Kausalkette, einem Fluss dessen, was geschieht, gleich einem Flug durch die Zeit. Ich könnte den vielgeliebten allwissenden Erzähler auf eine neue Ebene führen, ihn tatsächlich allwissend machen.
Einige Tage später wachte ich früh am Morgen auf, und der Anfang des Romans war vor mir, in Worten und Bildern. Ich setzte mich an den Schreibtisch und tippte ihn eine halbe Stunde lang in den Computer.
Und dann ging es immer wieder weiter. Eins ergab das andere, was zum Nächsten führte. Erst nach rund 70 Seiten wurde mir bewusst, dass ich Grenzen brauche, dass es einen roten Faden geben muss, auch, wenn es ein anderer sein wird, als den, den wir aus üblichen Geschichten kennen…

Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.