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Nicht zuletzt ich selbst frage mich dann und wann: Warum warst du seit 1999 nicht mehr verliebt? Warum behältst du deine Gefühle für dich? Warum geht das überhaupt?
Vielleicht bin ich der Antwort einen Schritt näher:
Vor mir sitzt eine Frau. Wir kennen uns kaum. Sie ist wunderschön. Ich meine nicht die Art Schönheit, wie wir sie von den Titelseiten her kennen, nicht die Art, nach der sich jeder Mann umdreht. Ihre Schönheit ist eine die von Innen kommt, eine, die mir das Gefühl gibt, nur ich kann sie erkennen, nur für mich ist sie da. Und diese Schönheit wird immer präsenter, mit jeder Bewegung, die sie macht, mit jeder Geste, jedem Wort und Blick. Immer wieder muss ich woanders hinsehen, um es auszuhalten. Ich sehe aus dem Fenster und sage mir: Gut. Stärker kann es nicht werden. Und dann wende ich mich ihr wieder zu und muss feststellen, es wird stärker, immer stärker, immer mehr, von Augenblick zu Augenblick. Es scheint kein Ende zu nehmen, mir wird klar, dass es immer so weitergehen wird; in meinen Augen wird sie immer schöner werden. Sobald ich aufhöre, mich zu wehren, spühre ich mein Begehren, die Notwendigkeit, mich ihrer Anziehungskraft hinzugeben. Auch das wird immer stärker. Und während das geschieht, werde ich immer ungeschickter; ich bin so sehr damit beschäftigt, mich im Zaum zu halten, mich zurückhaltend zu benehmen, dass ich nur noch Unsinn rede und immer öfter aus dem Fenster sehe, angestrengt nachdenke, wie ich meine Situation noch retten könnte, und dabei der Gewissheit immer näher komme, dass dies unmöglich ist.
Und sie sitzt da, gelassen und entspannt, und weiß nichts von alledem. Und sobald mir das bewusst wird, empfinde ich nur noch eins: Demütigung. Sie muss gar nichts mehr tun, sie muss mir nicht einmal einen Korb geben; allein ihre Anwesenheit demütigt mich ohne Grenzen, weil mein immer weiter steigendes Begehren die Möglichkeit immer kleiner erscheinen lässt. Jetzt beginnt der schmerzhafte Teil. Alles was sie macht, ob sie sich das Haar hinters Ohr streicht, oder mich anlächelt, etwas sagt; es tut weh, jede Kleinigkeit ein Stich, ich kann nicht sagen wo, überall. Auf einmal bin ich mir sicher: Ich habe bereits verloren. Die wildesten Auswüchse meiner Phantasie, oder der eines Freundes, der mich später versucht zu trösten, mich wieder aufzubauen, werden mir nicht mehr helfen können. Jetzt könnte sie mir in der Öffentlichkeit ins Gesicht spucken, und es würde meine Situation nicht nennenswert verschlechtern. Und während sie immer noch von nichts weiß, flüchte ich, versuche irgend etwas von mir zu retten, ohne zu wissen was, mich zu verkriechen, ohne zu wissen, ob es einen ausreichend dunklen Platz dafür gibt. Was bleibt, ist die Erinnerung an eine Frau, die gleichermaßen die Liebe meines Lebens und mein Untergang bedeutet hätte.
Warum mir das so passiert? Nun, mit der Zeit habe ich etwas gelernt: Die Welt in der ich lebe, ist die, in der ich NICHT verliebt bin. In ihr komme ich klar. Ich habe Dinge gefunden, die mich erfreuen, mein Zustand bringt mich gut durch die Zeit. Die Frauen, auf die ich mich einlasse, wiedersprechen diesem Zustand nicht; ich kann ihn erhalten. Ich weiß aber nur zu gut, was geschieht, wenn ich jemanden verliere, den ich wirklich geliebt habe: Die Welt, in der ich heute noch zufrieden bin, würde dann zu einer stinkenden, glühenden Kloake werden, ohne Chance auf Ãœberleben. Meine Angst davor ist klamm und kalt, ohne das kleinste Licht, auf das ich zustreben könnte. Vielleicht ist meine Welt nicht sehr hell. Aber ich weiß, dass sie niemals dunkel sein wird.

    2 Kommentare

  1. Aber eine Garantie gibts doch nie. Dann kannst du doch gleich zuhause bleiben, aus Angst von einem Auto überfahren zu werden. Du musst/ du solltest der Liebe schon eine Chance geben. Klar kann man enttäuscht werden, aber das gehört dazu, da muss man dann durch.

  2. Wenn sie sich mal zeigt, werde ich ihr schon ein Chance geben, denke ich…

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