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Die Temperatur steigt – das Reisefieber im Blick. Durch das Bedauern, dass ich jedes Mal empfand, wenn ich einen Ort nach viel zu kurzer Zeit verlassen musste, habe ich gelernt, die Zeit vor einer Reise zu genießen, ohne Ungeduld. Zu diesem Genuss gehörte es heute, mich an meine Lieblingsorte zu erinnern, die Orte, an denen ich innehielt, die innere aufgeregte “Fahrt” bremste und mich meiner bewusst wurde. In Kenya zum Beispiel saß ich mindestens ein Mal pro Tag hinter dem Haus in dem ich wohnte auf einer Bank am See, in Hong Kong kaufte ich mir nachts noch ein Bier im seveneleven und ging an das Hafenbecken, schaute hinüber nach Kowloon, in New York saß ich auf einer Bank am Hudson oder am East River – an jedem dieser Orte schloss ich zwischendurch meine Augen und atmete tief durch die Nase ein, so tief und so lange ich konnte, in der Hoffnung, diesen Geruch für immer festhalten zu können. Dann öffnete ich die Augen wieder, schaute mir Einzelheiten, Kleinigkeiten an, in der Hoffnung, sie für immer festhalten zu können.
Heute dachte ich an diese und weitere Orte; ich erinnerte mich an den Anblick und den Geruch so gut ich konnte und schließlich fiel mir auf, dass diese Orte und diese Momente einsam waren. Ich war allein in meinem Innehalten, weil oft die Zeiten einsam waren, spät in der Nacht oder früh am Morgen, wie zum Beispiel auf dem Rocher de Naye in fast 3000 Meter Höhe. Ich wunderte mich, bin ich doch ein Mensch, der die Gesellschaft liebt, sich gerne unterhält und Spaß mit anderen Menschen gemeinsam hat. Aber nach einigen Minuten kam ich darauf, dass es eben die Menschen sind, die den einsamen Momenten ihre Bedeutung verleihen. Und so ist es doch eigentlich mit allem. Alles, was der Mensch erschafft, was er baut und aufstellt, was er schreibt, fotografiert und besingt – am Ende hat es immer mit anderen Menschen zu tun, mit unserer Gemeinschaft. Ohne sie wäre alles sinnlos.

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