Hätte etwas für mein Tagebuch. Aber, gerade dachte ich mir: Was wird dann daraus, aus meinem Tagebucheintrag? Wird es irgendwann einmal jemand lesen? Wird es für jemanden eine Bedeutung haben? Wohl eher nicht. Also, werde ich es wohl irgendwann lesen müssen, vielleicht, wenn ich alt bin. Was wird es mir dann bringen? Wahrscheinlich werde ich darüber weinen, wie schön es einmal war und dass es vorbei ist…
Ich sollte mich also womöglich lieber auf mein Gedächtnis verlassen, darauf, dass es mir ein freundliches Bild bereitstellt, wenn es soweit ist; ein Bild, dessen Farben ein bisschen weicher, dessen Kontraste eine gefällige Unschärfe haben und mir mit einem väterlichen Tätscheln sagen: Ist gut, alter Mann. Dein Weg war gut gewählt, kein Schritt, für den du dich schämen musst, nirgendwo falsch abgebogen. Getrost leg den Kopf zurück, und genieße den Rest.
Eigenartig, dass Thomas Mann so akribisch Tagebuch führte. So ein geschärfter Geist, so klug und weise. Kam er nie auf die Idee, dass ein Fußabdruck unwichtig wird, durch jeden neuen Schritt? War ihm nicht klar, dass die Zeit und ihre Kinder Vergangenheit und Zukunft nur ein sinnloses Raster sind, ausgedacht von einer Tierart, deren Hirne so groß wurden, dass sie Angst vor ihrem Ende entwickelten? Belang existiert nur innerhalb unserer eigenen Mauern. Darüber hinaus existiert nichts.