East Harlem am Wasser und bei Regen
In der alten Zeit, wollte niemand in New York am Wasser wohnen. Hier war es laut und es stank und zwielichtige Gestalten waren unterwegs – innerhalb Manhattans wollte man wohnen, dort wurde mit Geld gehandelt und dort fand das Leben statt (was ja heute immer noch so ist). Dann kam der Container, der Handelshafen zog nach New Jersey um und inzwischen ist es interessanter, an das Wasser zu ziehen, einen Blick auf den Hudson oder den East River zu haben. Hier entstehen Wohnungen. Dies ist jedoch leichter gesagt als getan, weil man vor langer Zeit so schlau war, die Schnellstraßen an den Rand, also ans Wasser zu bauen …
Das wollte ich mir mal ansehen:
Manhattanhenge Teil eins
Der Grund, aus dem ich es eindeutig vorziehe, privat zu wohnen, ist, dass ich das Gefühl haben möchte, wirklich an dem Ort zu wohnen, an den es mich zog. Ich erlebe einen privaten Haushalt, ich gehe einkaufen und koche, habe lange Gespräche mit meiner Mitbewohnerin Michela und – heute – zog ich mit ihr und ihrer besten Freundin Cassandra los, um ein neues Untergestell für ihren Esstisch zu kaufen, bei IKEA in Brooklyn. Nun, IKEA selbst war mir tatsächlich kein Foto wert, weil es dort genauso aussieht, wie in Deutschland, ja selbst die Ecke mit dem Resteverkauf ist an der gleichen Stelle vor den Kassen platziert.
Jedoch der Weg dorthin war nicht uninteressant. Ein nahe am Wasser gelegenes Industriegebiet, unwirklicher, als die meisten, die ich bisher sah, verstärkt durch die Hitze, die es einem nur allzu deutlich machte, dass es fast unmöglich war, Schatten zu finden, sofern nicht die Hochgebaute Autobahn, oder eines der wenigen an den Bürgersteig angrenzenden Häuser greifbar waren. Am Henry Street Basin war der Gestank nach altem Fisch und Öl gerade noch so zu ertragen. Schrott und Alteisen werden hier verladen, nur selten ist irgendwo ein Mensch zu sehen.
Nach dem Besuch bei IKEA trennten sich unsere Wege. Während Michela und Cassandra zurück nach Queens fuhren, machte ich mich auf den Weg nach Manhattan, um die volle Sonne durch die Häuserschluchten zu fotografieren – Manhattanhenge. Das Wetter war klasse, keine Wolke zu sehen, von der Bahn aus. Aber angekommen, bot sich mir dann leider doch ein anderes Bild – genau dort, wo die Sonne zwischen die Häuser tauchen sollte, zog sich ein dichtes Wolkenband ins Sichtfeld. Ich nutzte die Stunde, die ich noch hatte und lief die 5th Avenue hoch und wieder runter, zwischen der 24th und der 14th Street, aber überall das gleiche Bild …
Immerhin gab es ein paar Minuten der Farbe über den Wolken, die ich einfing. Ja, ich war enttäuscht – aber ich schaffte es auch, meine Begeisterung durch andere Motive neu zu wecken.
Manhattanhenge Teil einhalb
Namentlich an Stonehenge angelehnt, gibt es zwei Mal im Jahr das Manhattanhenge. An zwei Abenden im Jahr zeigt sich die Sonne bei ihrem Untergang genau in der Mitte der Querstraßen, scheint also komplett durch sie hindurch. In diesem Jahr ist das der 30.5. und der 12.7.
Heute sollten wir die halbe Sonne zu sehen bekommen. Und so, nach einem entspannten Nachmittag im Central park und auf der East Side, suchte ich mir eine Kreuzung an der 19ten Straße, deren frischer Asphalt das Licht besonders schön reflektiert.
Ich war nicht der einzige dort, aber wir kamen prima miteinander klar, jeder achtete darauf, den anderen nicht im Wege zu stehen. Nur die Autofahrer waren natürlich nicht so begeistert, da es uns nicht immer gelang, auch noch das Ampelgrün (hier weiß) im Blick zu behalten. So wurde die andächtige Stimmung immer wieder vom Hupen unterbrochen …
Die West Side auf den Spuren eines Films
[codepeople-post-map]Als ich heute aufbrach, herrschten angenehme 24 Grad. Steigt man hinab in eine U-Bahn Station kann das natürlich auf gefühlte 40 Grad ansteigen. Da ist so ein Blaskonzert mit Tuba irgendwie passend und erfrischend zugleich.
Mein Ziel war die 72ste Straße West, was hier “West 72nd Street” heißt. Von dort aus lässt sich der Film “E-Mail für Dich” prima zu Fuß abklappern. Das Starbucks, das Café Lalo, in dem Joe Fox sich nicht zu erkennen gibt, und das Gray’s Papaya mit den wirklich sehr leckeren Hot Dogs, aber tatsächlich sind die Jungs dort richtig gut mit Säften; der Papaya-Saft zu meinen Frankfurtern war erfrischend und nicht zu süß – was mich, sorry, erstaunt hat.
Unter den Fotos findet Ihr auch zwei an einem kleinen Buchladen. Ich stand davor und stöberte, als sich neben mir eine junge Frau niederließ und begann, ein Buch nach dem anderen aus dem Regal zu zupfen, sehr emsig. Sie kam mir seltsam vor. Nach einer Weile fragte ich sie, ob sie denn all diese Bücher kaufen werde. Und sie erwiderte: Nein, schau mal, die stehen hier in zwei reihen, und da muss ich die vorderen …”
Nun ja, sie war nicht seltsam wegen des Bücherzupfens. Aber ihre Emsigkeit beim Erklären ihrer Handlungsweise war noch seltsamer …
… dary … legendary!
Standpunkt – New York 1
Hier nun der erste Standpunkt aus New York. Kleiner Tipp: Es ist in Manhattan … aber wo genau? Wie heißt die Straße? Wer weiß es?
Astoria und ein Plätzchen am Fluss
Ganz oben in Astoria Queens wohne ich, wo die Strecken N und Q enden, wo es 2012 noch nicht einmal einen Starbucks gab. Ich erinnere mich, dass Michela damals zu mir sagte: Wenn hier ein Starbucks eröffnet, ist es vorbei – dann ist das hier kein Geheimtipp mehr, dann wurde eine Schwelle überschritten. Nun, inzwischen gibt es hier einen Starbucks …
Der Vormittag war so gar nicht nach meinem Geschmack – ich habe ihn am Computer verbracht, um ein Problem zu lösen: Wenn ich einen Artikel von dieser Seite auf Facebook teile, wird der dort der Inhalt nicht geladen, obwohl das im Facebook Debugger prima funktioniert. Nun, das Problem war am Ende noch immer nicht gelöst. Genervt entschloss ich mich, mit der Subway nur bis Broadway (in Astoria, ja, das gibt es … auch in Williamsburg) zu fahren und einen Spaziergang zu machen. Es gibt überall schöne Ecken und Orte, und überall gibt es Menschen, die auf sich selbst, auf andere oder auf die Stadt reagieren.
[codepeople-post-map]Ich besorge mir einen Cappuccino und einen Scone – der weg durch die 30 Grad feuchten Straßen zum East River ist länger, als gedacht, als ich ankomme, ist der Kaffee gerade noch wärmer als die Luft. Aber dort im Socrates Sculpture Park möchte ich ihn trinken. Von dort blickt man auf die Nordspitze von Roosevelt Island und die Upper East Side.
Die Staten Island Fähre
Den Vormittag habe ich für das Bloggen und Fotos bearbeiten genutzt – dann ging es an den East River, Manhattan Seite. Downtown lässt es sich hier prima flanieren und gemütlich sitzen, ausgebaut, wie in einem Deutschen Seebad. Auch kann man die von dort bis zur Spitze, zum Battary Park laufen. Kommt man an einem Pier vorbei, auf dem Hubschrauber mit laufenden Rotoren warten, wird es unangenehm – die Dinger stinken, wie die Pest!
Durch die Hitze (sorry, liebe New Yorker, aber für mich ist nicht erst Sommer, wenn der Asphalt schmilzt) kam ich auf die Idee, mit auf der Staten Island Fähre abzukühlen. Übrigens keine Angst: In dem Ferry Terminal warten immer viele Menschen – allerdings sind die Fähren auch wirklich groß und das “Beladen” geht schnell. Bei all dem “Business” in dieser Stadt verwundert es, dass die Fahrt kostenlos ist, wie zum Beispiel auch die Toiletten; nirgends eine Untertasse für das Kleingeld, keine Automaten und Drehkreuze.
Das letzte Foto entstand von meiner U-Bahn Station, Astoria Ditmars, aus. Die Robert F. Kennedy Bridge bei einem, nun ja, Sonnenuntergang …
New York und der Memorial Day
Heute war nun der letzte Montag, der eigentliche Memorial Day. Für einen Deutschen ist es tatsächlich befremdlich, diesen Stolz zu erleben – aber wir arbeiten daran …
Michela, die italienische Schönheit, bei der ich wohne, gab mir die Aufgabe, das Marine Schiff am Pier 92 zu besuchen – nun denn …
Und bereut habe ich es nicht. Es war wirklich schön, den Austausch zwischen der Bevölkerung und den Soldaten zu sehen, die herzliche Art, mit der sie miteinander umgingen, die Kinder, die auf und in jeden Panzer und Hummer klettern durften, die Selfies überall:
Ja, es stimmt – Uniform schmückt ungemein. Mehr zu diesem Tag findet Ihr hier: http://www.weltgesehen.de/de/new-york-und-der-memorial-day/
Posted by Weltgesehen on Dienstag, 26. Mai 2015
Danach ging es zurück ins Zentrum, in die Schatten der Wolkenkratzer – 30 Grad fordern einem Hamburger Fischkopp einiges ab. Die Starbucksfiliale mit ihren gefühlten -10 Grad war dann aber auch keine Lösung.
Vor allem am Times Square treffen Welten aufeinander – direkt vor dem perfekt gestylten M&M Haus ein mit Holzkohle befeuerter Hot Dog Stand – es werden Geschäfte gemacht, überall, es bleibt nur wenig Platz für die Menschen. Und gerade hier gibt es wirklich viele davon.
Auf dem Weg nach Haus einkaufen und am Abend, Kochen mit Michela – sie ist eine in Italien ausgebildete Köchin, das kann einen Hobbykoch wie mich schon nervös machen. Aber mein Pastaschmatzertopf hat sie zufrieden nicken lassen. Wichtiges von ihr gelernt: Der Italiener gießt die Pasta kurz vor fertig ab, füllt sie zurück in den Pastatopf und gibt die Soße dazu. So kann die Pasta den Geschmack der Soße wirklich annehmen. Es kann sogar passieren, dass das Gericht dann aufgewärmt am nächsten Tag noch besser schmeckt.
Leben am Memorial Day
Für die Amerikaner ist der Memorial Day (an dem sie der Gefallenen aller Kriege gedenken) einer der wichtigsten Feiertage. Wie in diesem Jahr kann daraus sogar ein verlängertes Wochenende werden. Die Geschäfte haben natürlich dennoch geöffnet mit speziellen Memorial Day Angeboten …
Für mich war es Freude und Entspannung pur, am Washington Square Park fotografierte ich meine Version der berühmten Einstellung aus Harry und Sally, wie ich es ja auch vor hatte – Siehe hier.
Der Park und die Straßen waren voller Menschen; Künstler und Akrobaten zeigten ihr Können, Seifenblasen schwebten herum und der Geruch nach Eiskrem und Gegrilltem lag in der Luft. Vielleicht klingt es paradox, aber gerade durch die Vielzahl der Menschen war die Stimmung ganz besonders friedvoll.
Das Licht und die Brücken
Durch die großartige Nacht begann mein heutiger Tag um die Mittagszeit. Tatenlos wollte ich ihn nicht verbringen, und so wählte ich dies aus meiner “Aufgabenliste”: Finde die Stelle, wo Berenice Abbott ihr berühmtes Foto der Manhattan Bridge gemacht hat (das erste auf dieser Seite) und fotografiere deine eigene Version. Besonders schön an dieser Straße ist auch ein Buchladen, ein Antiquariat das derzeit um sein Überleben kämpft!
Von dort war der Weg nicht weit an das Ufer des East River, wo mir gen Abend dieses kleine Timelapse-Filmchen gelang.